Pandemie gerät zunehmend außer Kontrolle – Kreis Borken kratzt an Inzidenz von 200

Pandemie gerät zunehmend außer Kontrolle – Kreis Borken kratzt an Inzidenz von 200
Symbolbild

Maßnahmen zur Trendumkehr nicht ausreichend – RKI-Chef Wieler zeichnet düsteres Bild

(bd) Am heutigen Tag (18.11.2021) meldet das Robert-Koch-Institut eine Zunahme von 65.371 Neuinfektionen im Vergleich zum Vortag. Hinzu kommen 264 Todesfälle, die im Zusammenahng mit der Covid-Infektion gemeldet wurden. Die 7-Tage-Inzidenz ist auf Bundesebene erneut angestiegen und liegt aktuell bei 336,9. Auch im Kreis Borken kennen die Zahlen weiterhin nur den Trend nach oben. Hier liegt die Wocheninzidenz aktuell bei 196,6 und kratzt damit erstmalig in der Pandemie an der 200er Marke.


Auch, wenn die Inzidenzwerte im Münsterland noch weit hinter denen anderer Regionen zurückstehen (aktuell verzeichnen 13 Landkreise in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern Inzidenzwerte jenseits der 1000er Marke), steigen die Fallzahlen der intensivmedizinisch versorgten Patienten im Klinikverbund Westmünsterland ebenfalls weiter an. Aktuell wird die Belegung der Intensivbetten mit 13,85 % angegeben, wobei neun Patienten mit einer Covid-Infektion ein Intensivbett benötigen, zwei von ihnen müssen aktuell invasiv beatmet werden.
Vor dem Hintergund der allerorten drastisch ansteigenden Fallzahlen zeichnet der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, ein sehr düsteres Bild für die kommenden Monate. Er warf der Politik schwere Fehler und Versäumnisse vor. „Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest erleben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, wird Wieler zitiert. Trotz rechtzeitiger Warnung vor diesen Szenarien habe die Politik nicht reagiert. „Zuletzt seien 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben. Das bedeute, dass von den mehr als 50.000 Infizierten pro Tag in den nächsten Wochen 400 sterben würden. Niemand könne diesen Menschen noch helfen, selbst mit bester medizinischer Versorgung nicht,“ wird Wieler weiter zitiert. 

Gegensteuernde Maßnahmen kommen vielfach zu spät
In diesem Zusammenhang ist besonders bemerkenswert, dass die aufgezeigten Szenarien in den Landkreisen, Städten und Gemeinden offenbar immer noch nicht angekommen sind. In vielen Regionen wird nach wie vor an Weihnachtsmärkten und Karnevalsveranstaltungen, an Weihnachtsfeiern und auch an Nikolausumzügen festgehalten. Auch im Kreis  Borken fehlt es hier noch an verbindlichen Regelungen. Landrat Dr. Kai Zwicker hatte sich bereits gestern mit einer Videobotschaft an die Bürgerinnen und Bürger gewandt und um Geduld bei den anstehenden Impfangeboten geworben. Verständlich sei die Beunruhigung in der Bevölkerung aufgrund der rasant ansteigenden Fallzahlen. Es sei zwar genug Impfstoff und auch Personal vorhanden, jedoch nicht soviel, dass jeder Impfwillige sofort geimpft werden könne. An die Geduld der Menschen zu appelieren mag in der Situation zwar richtig sein, ob die Bürgerinnen und Bürger allerdings für die fortwährenden Richtungsänderungen sowohl bei den Maßnahmen auf Bundesebene als auch in den Ländern diese Geduld noch lange aufbringen werden, scheint fragwürdig zu sein. Somit hat die heutige Aussage des RKI-Präsidenten „Wir müssen nicht ständig etwas Neues erfinden. Alle diese Konzepte und Rezepte sind vorhanden“, mehr Bedeutung als alle Diskussionen, die momentan erneut auf politischer Ebene geführt werden. Es bleibt keine Zeit mehr für weitere Diskussionen – es müssen Maßnahmen her, die die Menschen nachvollziehen können.

Ständige Impfkommission in der KritikDass die Ständige Impfkommission (STIKO) am gestrigen Abend angekündigt hat, dass sie in Kürze eine Empfehlung pro Auffrischungsimpfungen für alle Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren aussprechen werde, spottet dem geanzen Szenario wirklich Hohn. Wer sich Zeit für eine derartige Ankündigung nimmt, kann auch umgehend diese Empfehlung aussprechen. Wissenschaftliche Fakten, die diese Empfehlung beeinflussen bzw. in der Entscheidungsfindung beeinflusst haben, liegen der STIKO bereits seit geraumer Zeit vor. Nicht zum ersten Mal wird daher Kritik an den trägen und überaus bürokratischen Verfahrensweisen der Kommission laut.