Es klingt unglaublich – NRW-Spitze veröffentlicht falsche Zahlen zur Impfsituation in Pflegeheimen

Es klingt unglaublich – NRW-Spitze veröffentlicht falsche Zahlen zur Impfsituation in Pflegeheimen
Gerät nach Recherchen des WDR unter Druck - NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann - Foto: MAGS NRW

Nach Angaben des WDR nannten Wüst und Laumann falsche Zahlen

LAND NRW | pd | Zwei Jahre Pandemie, zwei Jahre Ausnahmesituation für alle Bürgerinnen und Bürger. Und noch immer scheint es in der nordrhein-westfälischen Landesregierung erhebliche Abstimmungsprobleme zu geben. Diesen Schluss lassen nun Recherchen des WDR-Fernsehens zu. Demnach hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am 29. Oktober verkündet – so wörtlich: „Wir haben – Stand heute – rund 90 Prozent unserer Altenheime eine Auffrischungsimpfung den Menschen gegeben.“ Auch der Präsident der Kassenäztlichen Vereinigung Frank Bergmann lobte an diesem Tag das Tempo bei den Impfungen und bemühte in seinem Statement ebenfalls die Zahl von 90 Prozent.

Dies entspreche, so das Rechercheergebnis von WDR Westpol, nicht der Wahrheit. Die Marke von 90 Prozent sei selbst am heutigen Tage vermutlich nicht erreicht. Ein Erkenntnis und ein Vorgang, der das Vertrauen in die Politik der Landesrgeirung ein weiteres Mal erschüttert. Dass da die Opposition auf die Barrikaden geht, ist mehr als verständlich. „Man hat sich mit fremden Federn geschmückt, die nicht der Wahrheit entspricht, die auch nicht der Realität entsprechen“, kritisiert der Landtagsabgeordnete Josef Neumann (SPD). Er unterstellt der Landesregierung, absichtlich die Zahlen verdreht zu haben, berichtet der WDR.

Der Sender stützt sich bei der Recherche auf Angaben aus Wissenschaftskreisen sowie auf Statements von Pflegedienstleitungen wie dem des Altenpflegeheims Lazarus in Bergheim Rhein-Erft-Kreis. Die Ursache für das langsamere Impftempo sei systemisch begründet. Der Impfvorgang sei komplizierter geworden, zitiert der WDR etwa Tim Munsky, Leiter des besagten Pflegeheims. „Wir haben natürlich unterschiedliche Hausärzte in unserer Einrichtung, die wir alle einzeln kontaktieren müssen“, kritisiert dieser.

Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst sprach von „90 Prozent der Menschen“

Sogar NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte am 9. November wörtlich: „Wir sind in NRW damit sehr früh angefangen, deswegen haben wir heute schon über 90 Prozent der Menschen in den Pflegeheimen mit der Booster-Impfung, der Auffrischungsimpfung, versorgt.“

Dabei seien laut WDR belastbare Zahlen überhaupt nicht erfasst. Es gebe im ganzen Land niemanden, der die Anzahl der Booster-Impfungen verlässlich nennen könne. Die Ursache liegt in der Verfahrensweise, dass dem RKI lediglich Altersgruppen, aber nicht die Anzahl der verabreichten Booster-Impfungen übermittelt werden.

Von „Trickserei“ spricht nach Angaben des WDR auch der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch: „Gerade die vulnerable Gruppe, die anfällig ist für dieses Virus, lebt in unseren Pflegeeinrichtungen und da muss der Staat die Verantwortung übernehmen, sie zu schützen.“