Münsterland – Sozialversicherungsbetrug in Millionenhöhe im Baugewerbe – Festnahmen

Münsterland – Sozialversicherungsbetrug in Millionenhöhe im Baugewerbe – Festnahmen
Das Hauptzollamt Münster richtete in Zusammenarbeit mit der Stadt Lüdinghausen ein Vernehmungszentrum in der Burg Lüdinghausen ein. © Zoll

Vier Haftbefehle und 70 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt

MÜNSTERLAND | pd | Bei einem großangelegten Einsatz mit mehr als 280 Einsatzkräften in verschiedenen Städten und Gemeinden des südlichen Münsterlands und östlichen Ruhrgebiets hat das Hauptzollamt Münster im Auftrag der Staatsanwaltschaft Münster heute vier Haftbefehle vollstreckt und mehrere Wohn- und Geschäftsobjekte durchsucht. Gut 30 Zeugen wurden in der Burg Lüdinghausen befragt.

Den vier festgenommenen Männern wird insbesondere vorgeworfen, seit 2016 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über komplexe Firmengeflechte im Baugewerbe als Scheinselbstständige beschäftigt und dabei allein bis 2020 Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von ca. 1,8 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Darüber hinaus sollen sie gewerbsmäßig zahlreiche Menschen aus Ländern außerhalb der EU zur illegalen Einreise nach Deutschland aufgefordert, sie mit falschen Pässen ausgestattet und ohne Arbeitserlaubnis beschäftigt haben.

Der Einsatz begann am frühen Dienstagmorgen zeitgleich an allen 23 Durchsuchungsobjekten. Dazu gehörten neben Büroräumen verschiedener Baufirmen und einiger Privatwohnungen auch Sammelunterkünfte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Zusätzlich zu den Zöllnerinnen und Zöllnern der Finanzkontrolle Schwarzarbeit sowie der Kontrolleinheiten des Hauptzollamts Münster waren knapp 200 Zollbeschäftigte von sieben weiteren Hauptzollämtern und dem Zollfahndungsamt Essen, mehrere Vertreterinnen und Vertreter der Staatsanwaltschaft Münster sowie der Landesfinanzverwaltung, Polizistinnen und Polizisten, Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie Mitarbeitende der Deutschen Rentenversicherung sowie kommunaler Ämter beteiligt.

Da im Rahmen der Maßnahme zahlreiche Zeuginnen und Zeugen vernommen werden mussten, richtete das Hauptzollamt Münster in Zusammenarbeit mit der Stadt Lüdinghausen ein Vernehmungszentrum in der Burg Lüdinghausen ein. Um den Schutz der Beschäftigten vor dem Corona-Virus im Rahmen der Maßnahme zu erhöhen, hatten das Technische Hilfswerk und der Arbeiter-Samariter-Bund e. V. ein mobiles Testzentrum vor Ort aufgebaut, in dem alle Personen vor ihrer Vernehmung getestet wurden. Positiv getestete Zeuginnen und Zeugen wurden dennoch, allerdings unter besonderen Schutzvorkehrungen, vernommen.

Da in den kommenden Wochen die sichergestellten Dokumente, Mobiltelefone und Computer ausgewertet werden müssen, dauern die weiteren Ermittlungen an.