NEUE MITTE Burlo – Nach wie vor kein Baustart in Sicht

NEUE MITTE Burlo – Nach wie vor kein Baustart in Sicht
Neue Mitte Burlo - Nach wie vor ruht die Baustelle an der Borkener Straße - Foto: mhs

Investor will sich nicht auf einen neuen Termin für den Baubeginn festlegen

BURLO | bd | Der von den Bürgerinnen und Bürgern Burlos erwartete Start zur Bebauung der Brachfläche zwischen der Assyrischen Kirche des Ostens (Mar Odisho & Mar Qardagh e.V.) und der Borkener Straße lässt weiter auf sich warten. Bereits fünf Jahre ist es nun her, dass im Zuge des Dorfinnenentwicklungskonzepts (DIEK) Hoffnung in der Gemeinde geweckt wurde, mit der Bebauung der Fläche könne ein künstlich gestalteter “Ortskern” mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt und realisiert werden. Außer dem Abriss eines Gebäudes, der Lagerung eines Baukrans, vielen Versprechungen und tollen Projektbeschreibungen ist bis dato allerdings kaum etwas zur Verwirklichung der Pläne passiert. Manch einer sieht bereits Parallelen zur Bauzeit des Berliner Flughafens BER, die zwischen erstem Spatenstich und Eröffnung 14 Jahre andauerte und am Ende dreimal so viel kostete wie ursprünglich geplant.

So stellen sich Architekten und Planer der Stadt Borken die Neue-Mitte Burlo vor – © by Meier und Kohlruss Architektur- u. Ingenieurbüro

Nachdem das übliche Vergabeverfahren abgeschlossen war, stellte die Stadtspitze im Rahmen einer Bürgerversammlung das geplante Projekt vor und präzisierte die Pläne für Burlos “Neuer Mitte”. Mit Franz-Josef Niehaus hatte sich zuvor ein Investor gefunden, der für den Bau von 23 Wohneinheiten und einem großzügig gestalteten Innenhof mit Gewerbe-/Gastronomieangebot mehrere Millionen Euro in die Hand nehmen und das Projekt zügig vorantreiben wollte. Diese Nachrichten wurden von den Burloern mit großer Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, zumal sich in den vergangenen Jahren außer einer rasanten Zunahme des Straßenverkehrs, Erschließungen von Neubaugebieten und damit einhergehendem Zugewinn von Neubürgern kaum etwas zum Guten gewendet hatte. Auch darüber hatte BD bereits mehrfach berichtet.

Neue Mitte Burlo - Status Quo
WIe auf diesem Foto aus November 2021 ruht nach wie vor der Baukran an unveränderter Position – Foto: mhs

Pandemie und politische Entwicklung seien Ursache für den Stillstand

Nun, nachdem erneut der avisierte Baustart, den Niehaus noch im November vergangenen Jahres für Februar 2022 angekündigt hatte, verstrichen war (BD berichtete), gibt der Investor in einem am Mittwochnachmittag (9.3.2022) geführten Gespräch mit Burlo-Direkt an, dass er im Moment keinen neuen Termin für den Baustart nennen könne. Dafür sei aktuell zu vieles im Umbruch. Er sei, genau wie viele andere Unternehmer in der Baubranche auch, zunächst von den pandemiebedingten Kostenexplosionen im Bausektor und nun von den politischen Entwicklungen (Ukraine-Krieg) überrascht worden.

“Wir sprechen hier über mindestens 30 Prozent Mehrkosten, die allein durch die Entwicklungen in der Corona-Pandemie oben aufgeschlagen und nun für das Projekt aufgebracht werden müssen. (Ursprünglich angesetzt waren rund sechs Millionen Euro – Anm. der Redaktion). Bei den geplanten Investitionen liegen wir da also bereits bei rund 1,8 Millionen-Euro an zusätzlichen Geldern”, betont Niehaus. Nun habe sich die Lage durch den Krieg in der Ukraine noch einmal weiter verschärft, so dass er aktuell keine Prognose für einen Baustart mehr abgeben möchte.

Eine Entwicklung, die von der Burloer Bürgerschaft mit kritischem Blick beobachtet und auch kommentiert wird. Es gehe schließlich um weit mehr als um ein Neubauprojekt zur Steigerung der viel zitierten “Aufenthaltsqualität”. Wohnraum wird allerorten, so auch in der Burloer Gemeinde, dringend benötigt. Durch Versprechungen und Ankündigungen allein könne der Bedarf nun mal nicht gedeckt werden, ist da einhellige Meinung.

Stadt Borken hat nach wie vor hohes Interesse an der Umsetzung

Die Stadt Borken hat nach Bekunden des 1. Beigeordneten, Norbert Nießing, “nach wie vor ein hohes Interesse an der Umsetzung des Projekts.” Dies betont Nießing in einem am heutigen Morgen geführten Telefonat. Ihm sei die schwierige Situation im Bausektor natürlich bekannt, er gehe aber dennoch davon aus, dass sich noch im Laufe dieses Jahres auf dem Baugelände etwas in die entsprechende Richtung bewegen müsse.

“Dass das Projekt Neue Mitte Burlo auch für die Stadt Borken ein wichtiger Baustein für die Entwicklung der Gemeinde ist, wird natürlich auch in der Stadtverwaltung so gesehen. Umso wichtiger ist nun auch ein zeitnaher Baubeginn. Dazu sind wir mit den Beteiligten immer wieder im Gespräch. Letztlich gibt es auch vertragliche Regelungen zwischen dem Eigentümer und der Stadt Borken, die bei nicht fristgerechter Bebauung in Konsequenz eine Rückabwicklung der Verträge vorsehen”, beschreibt Nießing weiter die Situation, betont aber zugleich, dass diese Konsequenz als Ultima Ratio weder im Interesse der Stadt liegt und auch nicht im Interesse des Eigentümers liegen könne.

Alle Beteiligten befinden sich also – genau wie die Wohnungssuchenden und die Burloer Bürgerinnen und Bürger – wohl auch in den kommenden Monaten in einer Art Warteschleife bei dem – wie Nießing es bezeichnet – Burloer Prestigeprojekt.

Auch, wenn auf die vielen Versprechungen und Zukunftsprognosen noch in diesem Jahr Taten folgen sollten, dürfte der Erstbezug der Wohnungen und der avisierten Geschäftsräume dann doch wohl eher im Jahr 2024 als im kommenden Jahr erfolgen. An der legendären, 14-jährigen Bauzeit des Berliner Flughafens wird in Burlos neuer Mitte hoffentlich nicht gekratzt.