Können wir jetzt bitte wieder auf „Normal“ umstellen?

Können wir jetzt bitte wieder auf „Normal“ umstellen?
Symbolbild - pixabay.com

Meinung zum Wochenende

Michael H. Schmitt | Also mal ganz ehrlich: Die schlechten Nachrichten, die seit Beginn der Corona-Pandemie im Sekundentakt auf uns einprasseln, sind unverträglich. Sie schlagen aufs Gemüt und in vielen Fällen machen sie Menschen psychisch und physisch krank. Das habe ich nicht „just in time“ erfunden, es ist eine Tatsache. Umzugehen mit Bildern von sterbenden Menschen, ganz gleich, ob sie von einem winzigen Virus aus dem Leben gerissen werden oder seit Neuestem Opfer von Bombenabwürfen eines russischen Despoten werden, der da glaubt, er müsse die Weltordnung zurück in die Zarenzeit katapultieren, fällt zunehmend schwerer.

All diese schrecklichen Ereignisse sind bedrückend und machen etwas mit uns. Die einen stumpfen ab und schalten die Nachrichten erst gar nicht mehr ein, die anderen können sich diesen nicht entziehen und leiden Stunde um Stunde mit den Betroffenen. Wieder andere verlieren sich in verschwörerischen Theorien über Macht, Gier und Einfluss und darüber, dass der Westen der eigentlich Schuldige an dem Ukraine-Kriegs-Desaster ist.



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Dass nun die deutsche Politik die Bürgerinnen und Bürger schon mal vorsorglich auf einen wohl harten (und wahrscheinlich kalten) Winter vorbereitet, ist eine weitere dieser Schreckensmeldungen, die ernst zu nehmen ist. Nichts ist also mehr so, wie es mal war. Selbst die Urlaubsreise beginnt heute anders als noch vor wenigen Monaten: Schlangestehen vor Flughafen-Schaltern, die unbesetzt sind, nervenaufreibendes Warten auf den Ferien-Flieger, der dann aus Gründen von Personalmangel doch lieber am Boden bleibt und gar nicht erst startet. Der blanke Horror für hunderttausende Urlauber, die sich bei ihrer Urlaubsbuchung darauf verlassen hatten, dass die Airline-Chefs ihren Job in den vergangenen Monaten gut gemacht haben und die vielen Milliarden Bundeszuschüsse sinnvoll investiert haben, was sich leider als falsch herausgestellt hat. Und als wäre das alles noch nicht genug, kommen nun die Gesundheitsexperten wieder zurück auf die Bildschirme und erklären unisono, dass uns in Sachen Corona ein schwerer Herbst bevorsteht. Aha. Also erst der schwere Herbst und dann der kalte Winter ohne Heizung und fließendem Warmwasser?

Da fällt mir spontan die Textzeile von Sarah Connors Hit „Bye bye“ ein, in der es heißt: Könn’n wir vorspul’n – Und so tun, als wär alles wieder gut? Nein, ich möchte eigentlich nicht vorspulen, lieber alles zurückdrehen. Eine Reise zurück in die Zeit, als irgendwie alles in Ordnung schien (auch, wenn es das nicht wirklich war) – ist ja noch gar nicht so lange her. Dann hätten wir eine Chance, einiges besser zu machen. Wir müssten nicht auf bedrückende Lockdown-Zeiten zurückblicken, auf die vielen Todesopfer durch Viren und Granaten, sondern könnten die Weltgeschichte in eine andere, friedlichere Richtung drehen. Offenbar ein Wunsch, der sich nicht erfüllen lässt. Umso mehr wächst in mir der Wunsch, dass die Weltpolitik endlich wieder zur Besinnung kommt, die immer schärfer klingende Kriegsrhetorik endlich beendet und dass Wladimir Putin mit dem Töten Unschuldiger auf fremden Territorium aufhört und er sich auf das besinnt, was Menschlichkeit ausmacht. Also: Können wir jetzt bitte wieder auf „Normal“ umstellen und uns daran machen, uns den wichtigen Dingen wie zum Beispiel dem Klimawandel zuwenden? Ich wäre dabei – Sie auch?


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