Schüsse auf Traktor abgegeben – Landwirte in den Niederlanden sind außer sich

Schüsse auf Traktor abgegeben – Landwirte in den Niederlanden sind außer sich
Landwirte in den Niederlanden protestieren und blockieren große Auslieferungslager - Symbolbild

Durch neue Verordnungen und Auflagen der EU sehen sich die Landwirte in ihrer Existenz bedroht

JOURNAL / NL | pd/bd | Die Bestrebungen, mit sinnvollen Maßnahmen den immer spürbarer werdenden Klimawandel zu bekämpfen, sind aller Ehren wert. Dies dürfte wohl auch kein Landwirt diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze bezweifeln. Und dennoch gibt es zwischen den Protesten derer, die im besonderen Maße von den Verordnungen zur Erreichung der gesteckten Ziele auf dem Weg in die Klimaneutralität betroffen sind, höchst unterschiedliche Vorgehensweisen bei den Aktionen, die auf die Diskrepanz zwischen „Bauern-Realität“ und Bürokratie hinweisen sollen. Die Rede ist von den Protesten der Landwirte, die gerade in den Niederlanden zunehmend eskalieren.

Dort werden bereits seit Mitte Juni wiederkehrend große Supermarkt-Lagerhäuser blockiert und die Lieferketten zum Erliegen gebracht. Die Versorgung der Menschen wurde dadurch bereits mehrfach empfindlich gestört – viele Haushalte konnten nicht mehr mit dem alltäglichen Bedarf versorgt werden. Viele tausend Landwirte aus allen Provinzen des niederländischen Königreichs beteiligen sich mit ihren Ackerschleppern an diesen Aktionen und rufen dabei ganze Heerscharen von Sicherheitskräften und Polizei auf den Plan.



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Wie die niederländische Zeitung De Telegraaf berichtet, kam es bereits am Vortag zu einem Schusswaffengebrauch der Polizei, der sich gegen einen der Ackerschlepper gerichtet haben soll. Die Rede ist dabei von Warnschüssen, aber auch von gezielten Schüssen in der Ortschaft Heerenveen im Norden des Landes.

Während die Polizei von einer bedrohlichen Situation sprach, die sich während einer Blockade gegen die Polizeikräfte gerichtet haben und den Schusswaffengebrauch ausgelöst haben soll, dementieren dies die Landwirte. Es habe nach ihrer Einschätzung zu keinem Zeitpunkt eine derartige Bedrohung gegeben. Der Einsatz der Schusswaffe sei zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt gewesen. Eine Untersuchungskommission soll dies nun klären.

Derweil gehen die Proteste in allen Teilen des Landes weiter. Die holländischen Nachbarn erhalten dabei zumindest in den sozialen Medien verbale und visuelle Unterstützung ihrer deutschen Kolleginnen und Kollegen, die gleichermaßen von den verschärften Umweltauflagen betroffen sind. Während die Proteste der Landwirte in NRW, die eher auf Kooperation und Kommunikation setzen und bislang allerdings überwiegend friedlich verliefen, zeigen sich die Landwirte in den Niederlanden außer sich über die jüngsten EU-Verordnungen und greifen bei ihren Protesten zu schärferen Maßnahmen, von denen große Teile der Bevölkerung betroffen sind. Sie fürchten um ihre Existenz, sollten die Umweltauflagen zur Reduzierung der Treibhausgase beibehalten werden. Lösungen, die für ein Ende des Konflikts sorgen könnten, scheinen derzeit nicht in Sichtweite zu sein. Eines scheint allerdings sicher: Gewalt, sowohl von Seiten der Landwirte oder auch von Seiten des Staates, wird den Protest mit all seinen Nebenwirkungen allenfalls verlängern, keineswegs aber beenden.


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