Gautschen – Traditionelle Buchdruckertaufe im Burloer „Torhaus“

Gautschen – Traditionelle Buchdruckertaufe im Burloer „Torhaus“
Buchdrucker erhielten Gesellen-Taufe im Burloer Torhaus - Foto: mhs

Borkener Druckerei Rehms ließ die frisch gebackenen Gesellen und Gesellinnen baden gehen

BURLO | bd | Am Samstagnachmittag erlebten 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Borkener Druckerei Rehms unter den Augen ihrer „Altgesellinnen und Altgesellen“ ihre traditionelle Buchdruckertaufe. Dass es dabei im wahrsten Sinne recht feucht zugeht, ist nicht ausschließlich auf die gereichten Getränke, sondern vielmehr auf eine bis ins 16. Jahrhundert reichende Tradition im Buchdruckerhandwerk zurückzuführen.

Die Zeremonienmeister Daniel Layer (links im Bild) und Dirk Löwemann hatten schon vor Beginn der Taufprozedur sichtlich Spaß am Geschehen

„Beim so genannten <<Gautschen>> muss sich der Gäutschling nach bestandener Gesellenprüfung zunächst auf einen nassen Schwamm setzen, bekommt dann vom Schwammhalter einen nassen Schwamm über dem Kopf ausgewrungen. Im Anschluss wird er danach von den Altgesellen in eine Bütt gehoben (Taufbecken mit eiskaltem Wasser gefüllt), untergetaucht und nach dem Auftauchen noch mit dem Inhalt eines Wassereimers überschüttet. Erst danach darf er einen Schnaps und seinen <<Gautschbrief>> in Empfang nehmen“, erklärt Druckermeister Daniel Layer vorab das, was die ehemaligen Azubis erwartet. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen klingt das an diesem Tag allerdings eher nach einer willkommenen Gelegenheit zur Abkühlung.

Die neuen Gesellinnen und Gesellen der Druckerei Rehms stellten sich erst dem Fotografen und anschließend dem „Gautschen“ – Foto: mhs

Bevor die Zermonie startete, hatte der Schwammhalter (Betriebsleiter Dirk Löwemann) für die neuen Gesellen und Gesellinnen den traditionellen Spruch parat:

„Bütte, Schemel und Schwamm darauf, sauber geordnet nach uraltem Brauch. Meister und zünft’ge Gesellen zur Seit, im Kreise der Neue, bleich und bereit. Zu empfangen, wie Übung und Sitte gebeut, feuchtkalte Taufe auf Ballen und Leib. Um so in jungen, bildsamen Jahren, altgewohnte Buchdruckerart zu erfahren.

Kaum ausgesprochen, ging es auch schon los. Die nachfolgende Bilderserie zeigt anschaulich das Prozedere, das die jungen Gesellinnen und Gesellen über sich ergehen lassen mussten:


Ihre Werbung an dieser Stelle – Mehr Aufmerksamkeit geht nicht
Torhaus bei Moni
Ihre Werbung an dieser Stelle – Mehr Aufmerksamkeit geht nicht
Torhaus bei Moni

Klick auf das Foto zum Vergrößern

Zum Hintergrund: In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff „Gautschen“ den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, das Ablegen des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage. Wenngleich heute viele Auszubildende im Druck-Gewerbe kaum noch mit Druckerschwärze in Berührung kommen, sondern eher mit Mediengestaltung, Digitalisierung und Kommunikation zu tun haben, halten einige Betriebe an der traditionellen „Freisprechung“ nach wie vor fest.

Die Auszubildenden der Borkener Druckerei Rehms GmbH mussten, genau wie in vielen anderen Berufszweigen auch, aufgrund der Pandemielage nun mehrere Jahre auf die traditionelle „Freisprechungszeremonie“ verzichten. Umso mehr freuten sich „Gäutschlinge“ und viele der rund 140 Rehms-Mitarbeiter, die zur Veranstaltung erschienen waren, auf die Taufzeremonie und das anschließende Fest im Burloer „Torhaus“.